Über viele Jahrhunderte wurde der Holunder als Hausbaum zum Schutz vor Blitzeinschlag gepflanzt. Für seine Blüten und Beeren gibt es zahlreiche Rezepte.
Dem von Kneipp besonders geschätzten Holunderbaum wurden schon seit alter Vorzeit magische Kräfte zugeschrieben. Das lag auch an seinem bevorzugten Wachstum in der Nähe von menschlichen Siedlungen. Noch im 19. Jahrhundert war es durchaus üblich, sich vor einem Holunderbaum zu verneigen und den Hut zu ziehen. Kneipp schrieb:
„Dem Hause am nächsten stand in den guten alten Zeiten der Holunderbusch; jetzt ist er vielfach verdrängt und ausgerottet. Es sollte kein Wohnhaus geben, wo er nicht gleichsam als Hausgenosse in der Nähe wäre oder wieder in die Nähe gezogen würde, denn am Holunderbaum sind wirksam die Blätter, die Blüten, die Früchte, die Rinde und die Wurzeln.... Weil man sich an die überaus guten Dienste des Holunderbaumes, dieses treuen und früher so geachteten Hausfreundes nicht mehr erinnerte, deshalb hat man ihn vielfach verworfen. Dass der alte Freund wieder zu neuem Ansehen kommen möchte!“
Holunder- und Lindenblüten fanden sich auf dem Land in jeder Hausapotheke gegen Erkältungen und Husten. Holunderbeeren bzw. Holunderschnaps oder -wein sollen auch bei Magenbeschwerden helfen. Auch ein gutes Blutreinigungsmittel soll Holundersaft sein, dies könnte mit seiner in höheren Dosierungen leicht abführenden Wirkung zusammenhängen.
„Die Vögel selbst suchen noch überall den Holunderbaum auf, um ihr Blut zu reinigen.“ (Sebastian Kneipp)
Der stark dunkelrot gefärbte Holundersaft enthält aber nicht nur reichlich Vitamin C, sondern auch weitere antioxidativ und zellschützende Verbindungen. Diese leicht gerbenden Stoffe hemmen auch viele Bakterien und Viren, jedoch weniger das Covid19 verursachende SARS-2.
Der Gehalt an ungünstiger Blausäure wird durch das Kochen und das Trennen der Kerne bei der Saftherstellung verringert. Entsprechende Bitterstoffe aus der Gruppe der Saponine würden eine Anregung der Schleimdrüsen im Atemwegstrakt und im Magen-Darmbereich erklären.
Trotz vielversprechender Resultate aus Laborstudien findet leider keine klinische Forschung an Patienten über den Nutzen statt, was auch daran liegen mag, dass der Holundersaft lediglich als Lebensmittel eingestuft wird.
Holunderblüten
Holunderblüten hingegen sind als traditionelles Arzneimittel eingestuft als schweißtreibender Grippetee. Diese schweißtreibende Wirkung konnte immerhin in einer Doktorarbeit an gesunden Studenten bestätigt werden. Daneben werden den Blütengesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben, z. B. in Form von in Pfannkuchen eingebackenen Blüten als Mittel gegen Zahnweh.
Auch das Stochern mit einem aus Holunderholz geschnitzten Splittern im Zahnfleisch wird empfohlen. Aus dem leichten Holz, das in der Mitte mit schaumstoffartigem Material gefüllt ist, lassen sich durch Aushöhlen besondere Gegenstände herstellen; entsprechende Amulette fädelte man früher zum ständigen Tragen am Körper auf eine Schnur.
Zutaten
25 große Holunderblüten
2 Bio-Zitronen, in Scheiben schneiden
1 kg Zucker
1 l Wasser
Das Wasser mit dem Zucker aufkochen. Holunderblüten und die in Scheiben geschnittene Zitrone mit dem kochenden Zuckerwasser übergießen.
Das Gefäß 2 - 3 Tage abgedeckt kühl stellen.
Nach 2 - 3 Tagen den Sirup abseihen und in geeignete Flaschen abfüllen. Zur längeren Haltbarkeit kann der Sirup vor dem Abfüllen auch nochmals aufgekocht werden.
Tipps zum Genießen
Hausgemachte Holunderlimonade = Sirup mit Mineralwasser nach eigenem Geschmack verdünnen, evtl. Eiswürfel, Zitronenscheibe und Minze zur Geschmacksverfeinerung zugeben
Hausgemachter Hugo = Sirup nach Belieben mit Sekt oder Prosecco plus Mineralwasser aufgießen und mit Minzeblatt dekorieren